Das letzte Mal habe ich gefragt, „Was, wenn es gar nicht auf die Mehrheit ankommt?“ Heute frage ich mich: Was, wenn es gar nicht auf Sicherheit und Stabilität ankommt?
Wir haben so vieles gelernt im Laufe unseres Lebens und vieles von dem haben wir bereits an unsere Kinder weitergegeben. Dinge, die wir für wichtig halten oder gehalten haben. Verhaltensweisen, Überlebensstrategien, Werte, Anschauungen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest. 42, Du weißt schon…
Vieles davon war sicher gut und richtig. Manches vielleicht nur gut gemeint und wieder anderes ist schlicht und einfach nicht mehr zeitgemäß.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich sehr mit mir gehadert.
Zum einen fand ich mich eigentlich schon fast zu alt, um Kinder zu bekommen – mein Sohn wurde kurz vor meinem 37. Geburtstag geboren. Nur zum Vergleich: Eine meiner Großmütter wurde bereits mit 42 Oma. Mit 42 wäre mein Sohn gerade mal 5 Jahre alt gewesen. Reichlich früh zum Kinder zeugen.
Zum anderen hat meine spirituelle Reise erst mit der Geburt unseres Sohnes so richtig Fahrt aufgenommen. Als er 10 war, hätte ich gerne die Zeit noch einmal zurückgedreht und ihn mit dem Wissen begleitet, dass ich bis dahin schon gewonnen hatte. Also das Wissen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest…
Ich glaubte, dass ich ihn viel besser hätte begleiten können, wenn ich schon in seinen frühen Jahren um seinen wachen Geist gewusst hätte. Wenn ich über Seelenwanderung, frühere Leben, Energie, Rhythmen, Synchronizitäten, Bewusstsein und so weiter das gewusst hätte, dass ich jetzt weiß.
Es gab Stunden, Tage und Wochen, in denen ich vor Verzweiflung nur noch geweint habe, weil ich mit ihm einfach nicht zurechtkam. Oder weil ich sah, wie sehr er nicht in die bestehenden Strukturen passte. Oder weil ich einfach nicht mehr weiter wusste.
In dieser Zeit machte ich mir große Vorwürfe. Ich fühlte mich als schlechte Mutter und meiner Rolle überhaupt nicht gewachsen. Alles, was ich wollte, war, meinen Sohn glücklich zu sehen. Er sollte sich in die Gesellschaft integrieren. Und, ja, auch funktionieren. Er sollte die Geborgenheit und Sicherheit einer Gemeinschaft erfahren. Das Gefühl von Freundschaft und friedlicher Koexistenz.
Doch alles, was er tat, schien meinen Zielen, die ich für ihn und uns als Familie hatte, diametral entgegen zu laufen.
Erst als ich Ende 2016 alle meine herkömmlichen Jobs aufgab und mich zu hundert Prozent auf meinen Seelenruf konzentrierte, änderte er sein Verhalten und wurde – relativ – unauffällig.
Unsere kleine Familie fand wieder Frieden. Ich fand wieder Frieden. Und unser Sohn ist viel ausgeglichener und glücklicher.
Seit meiner Entscheidung sind wir trotzdem durch die eine oder andere Krise gegangen, doch haben mich diese Episoden nie wieder derart in meinen Grundfesten erschüttert, wie zu der Zeit, als er ein kleiner Junge war.
Dies alles konnte nur so geschehen, weil ich meinen Weg gegangen bin, wie ich es tat. Und weil ich weiß, dass er seinen Weg, seinen ganz eigenen Weg geht.
Und weil ich die Illusion der Sicherheit aufgegeben habe.
Sicherheit und Stabilität waren die Grundpfeiler, auf die ich vorher mein Leben stützte, nach denen ich mein Leben ausrichtete.
Nach Sicherheit und Stabilität streben wohl die meisten Menschen, die meisten Gesellschaften. Ich erachte Stabilität und Sicherheit ebenfalls als unabdingbar. Doch strebe ich nicht mehr im Außen danach.
Und ich ent-lerne gerade besonders in Bezug auf meinen Sohn, dass Sicherheit und Stabilität ganz anders aussehen kann, als ich es gelernt oder übernommen habe.
So entsteht eine stabile Lebensgrundlage nicht mehr zwingend durch eine gute Schulbildung. Durch das gerade Durchlaufen von Grundschule, Gymnasium, Universität und Studium o.ä. Die Lebensentwürfe, die noch in unserer Jugend allgemein als anerkannt galten, können teilweise gar nicht mehr stimmig sein für die Generation, die jetzt heranwächst.
Deshalb kann ich innerlich auch ganz ruhig sein, obwohl unser Sohn vielleicht – vielleicht auch nicht – von der Schule fliegt.
Denn es ist sein Weg. Ich weiß, er wird ihn gehen.
Und er geht ihn. Er ist sich so sicher – auch, wenn ich oftmals denke, dass er sich irrt – doch was weiß ich schon? Wie kann ich mir ein Urteil erlauben, wenn ich doch sein Lebensziel gar nicht kenne? Wenn ich gar nicht weiß, was zu erfahren er sich für dieses Leben vorgenommen hat?
Würde ich mir manchmal einen einfacheren Weg für ihn wünschen? Ja, sicher.
Kann ich ihn von seinem Weg abbringen? Nein, niemals.
Was kann ich noch tun, um ihm zu zeigen, dass das, was er sich wünscht, nicht durch äußere, sondern durch innere Haltung erreicht wird? Ich weiß es nicht. Ich lebe einfach mein Leben. Ich teile meine Erkenntnisse, meine Liebe und meine Zuversicht.
Alles andere wird sich finden.
Noch vor ein paar Jahren hätte ich vielleicht darauf gedrängt, dass er UNBEDINGT in der Schule bleiben müsse. Ausbildung ist schließlich wichtig, um später mal ein gesichertes Ein- und Auskommen zu haben.
Hahaha! Guter Witz.
Mittlerweile glaube ich, dass unsere Zeit das nicht mehr hergibt. Unser Bildungssystem ist immer noch recht starr, das vermittelte Wissen hinkt den aktuellen Erkenntnissen immer mehr hinterher und es wird offenbar, dass nicht immer alles ist, wie es scheint oder wie man uns glauben machen möchte.
Die Neuen Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen spüren das. Ja, manche glauben immer noch, dass sie Leben ihrer Eltern erneut leben müssen. Doch viele gehen bereits andere Wege. Entweder ganz bewusst oder intuitiv. Weil sie spüren, dass das, was ihnen von der Gesellschaft angeboten wird, für sie nicht stimmt.
Wahrscheinlich ist das auch bei unserem Sohn der Fall. Er übte schon recht früh Kritik am Schulsystem und das hat auch nicht aufgehört. Trotzdem geht er in eine ganz „normale“ Schule und macht seine Erfahrungen damit.
Ich habe wirklich so gar keine Ahnung, mit was er in Zukunft sein Geld verdienen wird – vielleicht braucht er irgendwann sogar keines mehr… Doch ich weiß, dass er mich noch sehr überraschen wird. Ich sehe sein Potential und vieles, das für ihn vorgesehen ist. Und ich sehe auch, dass sein Weg dorthin kein gerader sein wird.
Er ist momentan noch so weit von seinem wahren Selbst entfernt, er hat sich so weit in die Materie fallen lassen, dass der Weg zurück – wenn er sich denn an ihn erinnert – wohl recht weit sein wird. So fühlt es sich zumindest jetzt für mich an.
Vielleicht wird es aber auch ganz anders kommen, weil er sich in den Zeitqualitäten ganz anders bewegt als ich. Weil er mit ganz anderen Voraussetzungen hierhergekommen ist. Sein Geist war schon früh sehr wach und im Moment beobachte ich eher einen Shutdown seiner spirituellen Fähigkeiten, was sich jedoch ganz schnell wieder ändern an. Seine Entwicklung zu beobachten ist eines der spannendsten Abenteuer, an denen ich teilhaben darf.
Aprospos Abenteuer: Die haben ja meistens wenig bis gar nichts mit Sicherheit und Stabilität zu tun. Ganz im Gegenteil beginnen diese ja erst, wenn man sich auf vermeintlich unsicheres oder unbekanntes Terrain begibt.
Das Interessante ist, dass Sicherheit und Stabilität für viele etwas ganz anderes bedeutet. Die eine mag eine stabile Partnerschaft anstreben und für die andere bedeutet das Enge oder Langeweile. Für den einen ist sein 9-to-5 Job die Sicherheit schlechthin, für den anderen ist es der blanke Horror, jeden Tag zur Verfügung stehen zu müssen, um Sicherheit zu fühlen.
Für mich gib es viele Arten der Sicherheit und sie haben sich ständig gewandelt. Dachte ich früher, dass eine Ausbildung mit anschließendem Studium die größtmögliche Sicherheit bei gleichzeitig größtmöglicher Wahlmöglichkeit ist, so sehe ich das heute sehr viel differenzierter und bin davon überzeugt, dass sehr viele verschiedene Wege nach Rom führen.
DIE Sicherheit gibt es für mich auch nicht mehr. Ich glaube, dass Sicherheit ein trügerisches Konzept ist, dass uns eher verharren als wachsen lässt.
Es lässt Dich mit weniger zufrieden sein, als Du erreichen könntest, als Du haben könntest, als Du SEIN könntest.
Denn ALLES ist Bewegung.
Alles ist IMMER in Bewegung.
Auch, wenn Du Dich sicher fühlst, bist Du in Bewegung. Auch, wenn Du Dich stabil fühlst, bist Du in Wahrheit in Bewegung.
NICHTS ist jemals ganz still.
Wir bewegen uns immer von einem Pol zum nächsten, von einem Ort zum nächsten, von einem Gefühl zum nächsten.
In uns bewegt es sich ebenso. Alles in uns bewegt sich. Alles ist Schwingung, Frequenz, Energie.
Wir können nicht verharren.
Wenn wir verharren, bildet sich ein Stau und der Damm wird irgendwann brechen und alles wieder ins Fließen bringen, was starr war.
Unser natürlicher Zustand ist Bewegung, ist Fließen.
Das ist es, wonach wir streben sollten. Nicht nach falsch verstandener Sicherheit und Stabilität.
Zu wippen macht nur Spaß, wenn sich die Wippe auch tatsächlich bewegt.
Selbst Materie ist nicht starr.
Auch wenn wir z.B. meinen, in äußerst stabilen und sicheren Häusern zu leben, müssen wir anerkennen, dass sie sich im Grunde ihres Seins bewegen. Stein oder Beton ist in seinen kleinsten Teilen mehr Zwischenraum als Materie. Nur, weil wir es mit bloßem Auge nicht sehen können, heißt es nicht, dass es nicht (wahr) ist.
Moleküle, Atome und alle noch kleineren Teilchen bewegen sich. Immer.
Es gibt keinen Stillstand im Universum.
Das, was wir mit Stabilität beschreiben, ist im Grunde eine Art Balance. Und Balance ist immer auch ein Balance-Akt. Denn wir verändern uns ebenso, wie das Universum in jedem Moment.
Nichts ist jemals statisch.
Wenn wir dies anerkennen können, sind wir bereit, das Streben nach Sicherheit aufzugeben. Dann können wir uns völlig frei entscheiden. Für was auch immer wir wollen.
Für die Liebe. Für die Freiheit. Für das Licht. Für die Freude. Für das Leben. Für den Frieden.
Wenn Du dies tust, wirst Du stabil sein, weil Du in Harmonie mit Dir selbst bist.
Du wirst Dich auch dann sicher fühlen, wenn um Dich herum das Chaos tobt.
Du wirst ein Leitfeuer für andere sein, weil Du in Dir ruhst.
Du wirst andere sicher führen, weil Du Dir selbst sicher bist.
Und Du hast Dich bereits entschieden.
Denn Du. Bist. Jetzt. Hier.
Und dafür danke ich Dir.
In Liebe
Sophia Sabine
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